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Donnerstag. 10. November 2005
Das Angebot wird sich verbessern
Professor Habisch baut auf die Bürgergesellschaft
Von Gerlinde Sommer

Erlangen. (tlz) Professor André Habisch von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt macht sich für die Familienpolitik in der Bürgergesellschaft stark und hat jetzt die Thüringer Familienoffensive begutachtet. Der 42jährige ist Vater dreier Kinder – auch im Kindergartenalter. Er hat in der Bundestags-Enquetekommission „Bürgerschaftliches Engagement“ als auch in der Thüringer Enquetekommission Erziehung und Bildung mitgearbeitet.

Professor Habisch, die Thüringer Familienoffensive ist heftig umstritten. Ist denn das Vorhaben so außergewöhnlich?

Nein. Ein Schwerpunkt meines Gutachtens zeigt auf, dass diese Entwicklung international und national im Gange ist, wobei Thüringen sicherlich ganz eigene Akzente setzt. In den nordischen Ländern ebenso wie in Österreich, aber auch in Bayern und Hamburg beispielsweise.
Die Norweger waren mit die ersten, die die Kindergartenfinanzierung umgestellt haben von einer Objektfinanzierung hin zu einer Subjektfinanzierung.
In Bayern, wo ich lebe, geht nach der Änderung des Kindergartengesetzes die Reform in die gleiche Richtung – und die Herausforderungen, vor denen die Kindergärtnerinnen stehen, sind identisch. Die Diskussionen und Reaktionen waren ebenfalls vergleichbar – gerade auch bei den Betroffenen. Mittelfristig sind aber die Erfahrungen positiv. Das zeigt sich in den Modellprojekten, die es schon seit mehreren Jahren gibt.
Es gibt auch solche Modelle in Hamburg, allerdings mit zunächst weniger positiven Erfahrungen.

Woran lag das?

Die Hamburger haben gleichzeitig das System umgestellt und gespart.
Das heißt, als Sparmodell eignet sich die Familienoffensive nicht, wenn sie ein Erfolg werden soll?
Man muss ganz deutlich sagen: Das ist kein Sparmodell – und Thüringen hat das meinen Erhebungen zufolge auch nicht vor.

Eine Befürchtung lautet, dass es künftig viele „Kekskinder“ geben werde. Gemeint sind Kleinkinder, die mit einem Keks in der Hand vor dem Fernseher gesetzt werden, während die Eltern das Staatsgeld in Alkohol und Zigaretten umsetzen ...

Das sind Befürchtungen, die in einem solchen Fall immer wach werden – auch in Bayern. Aber das lässt sich empirisch nicht bestätigen – weder in Norwegen als auch in Österreich oder Bayern. Man kann feststellen, dass Eltern ihre Nachfrage nach Kindergartenplätzen tendenziell beibehalten. Und in der Mehrheit haben Eltern das Kindswohl sehr klar im Blick.
Wichtig ist, dass die Kindergärten neue Anreize bekommen. Sie werden angehalten, sich viel stärker an den Interessen, Wünschen und Bedürfnissen von Eltern und Kindern zu orientieren.
Kindergärten treten damit noch deutlicher auf den Markt der Möglichkeiten. Was bedeutet das denn für die Einrichtungen?
Es gibt zunächst Ängste – und die sind auch berechtigt, denn die Anforderungen, die vor allem auf die Kindergartenleitungen zukommen, sind ganz andere als bisher. Sie müssen eigenständig, selbstständig überlegen: Wie kann ich die Stärken meiner Einrichtung weiter entwickeln? Wie kann ich die Eltern ansprechen? Wie werbe ich für mein Angebot? Wie mache ich es attraktiver? Man muss realistisch sehen, dass Kindergärten auf solche Anforderungen meist nicht vorbereitet sind. Deshalb habe ich empfohlen, Hilfen bereit zu stellen. Und zwar nicht nur durch Übergangsfristen. Es gibt den Vorschlag, die bereits vorhandenen Familienzentren zu Clearingstellen auszubauen. Wir regen auch lokale Patenschaften an. Da kann sich ein mittelständischer Unternehmer hilfreich einbringen im Kindergarten von Kind oder Enkel – und zwar durch Unterstützung bei der Herausforderung, die sich für die Kindergartenleitung aus einem solchen Modell ergibt. Von solchen Hilfen vor Ort wird wesentlich das Gelingen dieser Reform abhängen.

Geht es um mehr Markt oder um mehr Entscheidungsfreiheit?

Es gibt diesen Spruch: Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert des Marktes, das 20. Jahrhundert das Jahrhundert des Staates und das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Bürgergesellschaft werden. Der Staat wird nicht überflüssig, aber er wird ergänzt durch Initiative von Bürgerinnen und Bürgern. Es geht also um Familienpolitik in der Bürgergesellschaft . Das ist hier mit Händen zu greifen. Dieses Engagement muss man ernst nehmen und kanalisieren.

Und was wird aus der Bildung im Kindergarten?

Da wird sich der Staat nicht heraushalten. Mit dem Erziehungs- und Bildungsplan und über die Zuschüsse können Mindeststandards sichergestellt werden. Aber noch wichtiger werden da die Eltern selber sein, denn in einem verstärkten Wettbewerbsprozess der Einrichtungen werden sie ihre Anforderungen an die Kindergärten stellen. Das ist der mächtigere Motor, wenn es um die Qualitätssteigerung bei der Wissensvermittlung und Persönlichkeitsbildung in den Einrichtungen geht. Die Familienoffensive und vergleichbare Prozesse anderswo werden hier gerade für mehr Dynamik sorgen. Und das ist auch nötig, denn wir sind, wie die OECD-Studie gezeigt hat, in der Primärbildung nicht besonders gut.

Die Eltern von heute sind die Wähler von 2009: Was muss aus Ihrer Sicht Ministerpräsident Dieter Althaus beachten, damit die Familienoffensive zum Erfolg wird?

Das Ganze sehe ich als Paradigmenwechsel in der Familienpolitik. Es muss zunächst mal positiv vermittelt werden, welche Chancen gerade auch für die Eltern und für die Kommunen in dem Vorhaben stecken. Da gibt es meines Erachtens in Thüringen Handlungsbedarf. Ich habe nicht den Eindruck, dass bei den Kommunalpolitikern schon angekommen ist, was Familienoffensive meint und will – und wie das vor Ort sinnvoll umgesetzt und flankiert werden soll. Es geht darum, diese Offensive in die Fläche zu tragen.
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