Interview ...
... im Rahmen eines Schulprojektes mit Schülerinnen und Schülern des Lingemann-Gymnasiums Heiligenstadt
Thematik : „Schuluniformen kontra Designerklamotten – Vom Markenwahn zum vereinheitlichten Klassenzimmer“
Sicherlich ist auch Ihnen bereits die Problematik des Markenwahns an deutschen Schulen aufgefallen. In wiefern äußert sich dieser Markenzwang unter den Schülern Ihrer Meinung nach?
Auch ich stelle fest, dass die sehr unterschiedliche soziale bzw. finanzielle Situation von Eltern und Schülern sich in einer Schule oder Schulklasse durch die unterschiedliche Bekleidung zeigt.
Ich finde, da muss insgesamt mehr Verantwortung übernommen werden. Es dürfen sich nicht so große soziale Unterschiede über die Kleidung bemerkbar machen.
Denken Sie, dass Markenwahn eine Ursache für Mobbing ist?
Normalerweise muss man jedem Schüler, jedem Menschen gegenüber gleich auftreten, unabhängig davon, woher er kommt, welche Kleidung er trägt, welche Haarfarbe oder welches Aussehen er hat. Natürlich gibt es auch gerade bei Schülerinnen und Schülern den Versuch, die Kleidung zum Anlass zu nehmen, andere zu beleidigen oder unter Druck zu setzen. Das kann also auch eine Ursache für Mobbing sein.
Sehen Sie Schuluniformen als eine geeignete Lösung für Markenwahn?
In Deutschland haben wir das Problem, dass überhaupt keine Tradition bezüglich der Schuluniform besteht. Es gibt Länder wie Großbritannien, in denen Schuluniformen zur Tradition zählen. Dort entsteht Gemeinschaft über die Schuluniform.
Es ist schwer, Schuluniformen einzuführen, wenn dies keine Tradition hat. Man muss also eher versuchen, die jetzige Situation durch Gespräche zwischen Lehrern, Eltern und Schülern zu regeln.
Wie stehen Sie zu Schuluniformen?
Finden Sie, dass die Pro- oder Contraseite überwiegt?
Im Moment auf jeden Fall die Contra-Seite.
Es gab vor Jahren bereits eine Debatte in Bezug auf Schuluniformen. Und sie hat bisher keinen Durchbruch pro Schuluniform erreicht.
Es gibt positive Argumente für Schulkleidung, z.B. dass jede Art von Benachteiligungen durch Kleidung ausbleiben, aber im Moment steht das Contra eindeutig vor dem Pro.
Muss man Ihrer Meinung nach Unterschiede im Bezug auf die Sichtweise der Schüler zwischen Haupt-, Realschule und Gymnasium machen?
Nein, wenn sich Schuluniformen etablieren würden, sollte man dies schulbezogen nicht Schulortbezogen machen. Es geht auch um die Identifizierung mit der eigenen Schule und die Eigenwerbung der Schule.
Haben Sie eventuell von bereits bestehenden Schuluniform-Projekten gehört und finden Sie, dass diese Projekte die Diskussion um Schuluniformen vorantreiben?
Ja, aber nur über die Akzeptanz bei Schülerinnen und Schülern sowie bei Eltern und Lehrern kann sich so ein Projekt durchsetzen. Denn ein solcher Beschluss darf nicht durch politische Entscheidung getroffen werden.
Wie steht das Land Thüringen der Thematik der Schuluniformen gegenüber?
Vor Jahren, als ich noch Kultusminister war, habe ich mit dem Thema zu tun gehabt.
Ich sage noch einmal, die Politik kann an dieser Stelle nur helfen, eine Diskussion zu fördern.
Wenn die Idee in einer Schule wie dem Lingemann-Gymnasium wächst, hilft dies sicherlich die Diskussion insgesamt voranzutreiben.
Der Begriff Dress Code charakterisiert eine vorgegebene Kleidungsordnung an Schulen. Sehen Sie dies als geeignete Alternative zu Schuluniformen?
Na ja , das ist eine moderne Form und wäre auch sicherlich eine Alternative zur Schuluniform im klassischen Sinn, aber auch das widerspricht unserer Tradition.
Wie könnte Ihrer Meinung nach ein solcher Dress Code aussehen?
Dieser müsste modern sein. Insofern ist hierbei die Politik nicht gefragt. Schüler sind gefragt, eine solche Debatte zu führen.
- Ministerpräsident Althaus mit den Schülern